
Die Weide biegt sich, bricht aber nicht. Sie lehrt uns, dass Trauer uns miteinander verbinden kann, dass Erinnerung nicht mit Abschluss, sondern mit Pflege zu tun hat.
To Grow a Weeping Willow ist eine performative Installation, die an der Schnittstelle von Erinnerungsforschung, der Schaffung eines queeren Gegen-Denkmal als und verkörpertem Ritual angesiedelt ist. Das Projekt ist als lebendiges, partizipatives Gegen-Denkmal konzipiert und reagiert auf die provokante Frage: „Was macht ein Leben betrauernswert?"
Das Konzept sieht nicht die Schaffung einer festen Gedenkstätte vor, sondern betont vielmehr die Fragilität der öffentlichen Trauer, die Entwicklung neuer Formen der Trauerbewältigung und deren Auflösung. Von LMU-Studierenden gepflegt, wachsen fünf Archive – persönlich, verkörpert und (a)historisch – als Samen im gemeinsamen Boden Münchens Jedes Archiv ist auf Saatpapier gedruckt, das während eines dreiwöchigen Pflegeprozesses keimt. Um die Archive herum bilden Pflanzen, die vorübergehend von Münchner Einwohner*innen gespendet wurden, einen Garten der Trauer, lebendig und voller Verletzlichkeit.
Im Kern erprobt To Grow a Weeping Willow alternative Formen des Gedenkens: Trauerrituale für Leben, die aus der offiziellen Gedenkkultur ausgeschlossen sind, Stimmen, die durch Archivgewalt ausgelöscht wurden, und Trauer, deren öffentlicher Ausdruck verweigert wird.
Queere Gemeinschaften haben im Laufe ihrer Geschichte vielfältige Trauerrituale entwickelt – als Antwort auf Erfahrungen von Auslöschung: Vom Nähen von Quilts während der AIDS-Krise bis hin zu Kiss-Ins und Die-Ins geht es bei diesen Akten der „performativen Erinnerung“ darum, den kollektiven Kampf symbolisch darzustellen. Trauer ist Aktivismus, und „To Grow a Weeping Willow” ist Teil dieser reichen Genealogie und lässt sich von diesen historischen Akten des Gedenkens inspirieren. Die Gestaltung der “ungrievable archives” im Theaterraum durch die Darsteller*innen (Gesang, Zeugnisse, Gesten und Gast-Expert*innen) zielt darauf ab, den melancholischen Hintergrund unserer sozialen Welt sichtbar zu machen – die Unbetrauerten und die Unbenannten, deren Abwesenheit unser Leben durchzieht.
Das Projekt ist eine Form des “Sich-Kümmerns”. Während der vier Performance-Tage dürfen die Pflanzen der Trauer keimen und das Publikum wird eingeladen, in der Rolle als Mitgärtner*innen einen Teil der gemeinsamen Trauer zu tragen.
Am Ende bleibt kein Denkmal zurück. Die Pflanzen werden ihren Besitzer*innen zurückgegeben, die Archive in die Stadt gepflanzt. Was bleibt, ist Zerstreuung: ein verstreuter Hain der Erinnerung rund um München, zerbrechlich und doch lebendig.Trauer, die nicht allein, sondern gemeinsam getragen wird – ein Gemeingut – ein Versuch einer Zukunft, in der Erinnerung ein Teil des Lebens ist.
“If we are to translate the silence surrounding death into language and action, we must be willing to see death as a learning experience… A grief that can be shared becomes a bridge to connection.”
Mit & Von:
André Schwarz
Laura Tutondele Mahaniah
Nika Greinwald
Stella Curcic
Tristan Rath
Guest Experts: Kristina Curcic
Konzept & Leitung: MxCAT (Cat Jugravu)
Dramaturgische Unterstützung & Ausstattung: Dunja-Maria Münch
Musik: Andrei Raicu / TRACE
Fachberater*innen:
Caro Keller (NSU Watch)
Lorena Vollmer Mateus (WEISS Bestattung)
Barbara Fischer (DENK Trauerhilfe)
Miriam Miller
Besonderer Dank an:
Afrikanisches Begegnungszentrum München
glitch bookstore / queerfeministischer buchladen münchen
Forum Queeres Archiv München e. V.
Buchung
to grow a weeping willow
Ermäßigt: 5€
normalpreis: 9€
Support studiobühne: 18€
termine:
13.10.2025 | Montag | 19 uhr
14.10.2025 | Dienstag | 19 uhr
15.10.2025 | Mittwoch | 19 uhr
16.10.2025 | Donnerstag | 19 uhr
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